von Jette Jordbaer, veröffentlicht: Sonntag 09. März 2025, 21:31 Uhr
Der kleine Teeladen in Tokio
Der kleine Teeladen in Tokio
Mal wieder habe ich mir ein Hörbuch ausgeliehen, von dem ich dachte, dass ich es mir niemals komplett anhören würde, da dieses Hörbuch auf eine Gesamtlaufzeit von sage und schreibe 600 Minuten Laufzeit kommt. Hilfe!
Da sagt man sich doch: Nee, ich bin doch nicht verrückt. Aber Tatsache: Ich habe mir dieses Buch von Anfang bis Ende angehört, obwohl ich nicht im Mindesten damit gerechnet habe, dies schaffen zu können.
Der kleine Teeladen in Tokio wurde von Julie Caplin geschrieben und vertont wurde das Ganze von Hannah Baus, die eine sehr angenehme, ruhige und warme Stimme hat.
Inhalt oder worum geht es?
Die Fotografin Fiona wird durch ein Stipendium zu einer Reise nach Japan eingeladen, und ihre Fotos über das Land und die Menschen Japans sollen im Anschluss in einer Londoner Galerie ausgestellt werden. Ihr Tutor - ein weltbekannter, englischer Starfotograf - entpuppt sich unerwartet als ihr ehemaliger Lehrer Gabriel Burnett, den sie - 10 Jahre ist es her - mit 18 Jahren - verliebt in ihn wie sie war - Hals über Kopf auf den Mund küsste und nach dieser ´Eskapade" Hals über Kopf und auf Anraten ihrer Mutter die Schule (Uni) verließ und sich seitdem zu Tode schämt, jedesmal, wenn sie sich an diese Begebenheit erinnert, obwohl Mr. Burnett sie - wie sie zwischendurch anmerkt - zurückgeküsst hat.
Nun könnte man sich fragen, warum sie sich schämt, wo er sie doch zurückgeküsst hat, aber gut, kleine Unlogik für mich. Dies tut wohl aber nichts zur Sache. Also: Erst mal muss sich Fiona ordentlich schämen.
Wichtig zu erwähnen ist auch, dass Gabe, der übrigens 6 Jahre älter als Fiona ist, sich - als er sie vom Flughafen abholt - sie erst mal nicht - so weitgereist und von Models umschwärmt wie er ist - als seine ehemalige Schülerin wiedererkennt und sich auch nicht an die ihr so peinliche Begebenheit oder ihren sogenannten Faux Pas erinnert. Das erst später.
Die Geschichte dreht sich dann darum, dem Leser bzw. Hörer das Land Japan mit seinen Sehenswürdigkeiten, seinen Menschen, seinem Essen, seiner traditionellen Kleidung, seinen Gebräuchen und seiner Philosophie ein wenig näherzubringen. Und natürlich die Liebesgeschichte zwischen Gabe und Fiona zu erzählen oder vielmehr gesagt aufflammen zu lassen, wobei auch noch eine Nebenbuhlerin - Gabes Muse - ins Spiel kommt.
Kritik
Die - ich sage mal - ersten neun Kapitel empfand ich als äußerst zäh und langweilig. Es zog und zog sich. Vielleicht auch, weil mir dieser Stil sehr neu war. Dies ist mein erstes Buch von Julie Caplin, darum kann ich nicht sagen, wie die anderen Bücher von ihr geschrieben sind. Zu diesem ist zu sagen, dass sie eine sehr akribische, sehr detaillierte, sehr genaue Beschreiberin von Einzelheiten, Orten, Personen, Gefühlen, Stimmungen, Gesten, Bewegungen etc ist. Sie seziert alles und betrachtet alles wie unter einem Brennglas. Vielleicht tut sie das, weil es um das Thema Fotografie geht und sie z.B. auch genau beschreibt, wie sich jemand hinsetzt und alle Einzelheiten dazu beschreibt. Wo eine Hand hingelegt wird etc.
Am Anfang empfand ich diese Art des Beschreibens als etwas anstrengend. Doch je länger man zuhört, desto mehr gewöhnt man sich an diesen Stil, auch, wenn man am Anfang vielleicht etwas Geduld aufbringen muss. Ich denke, dass das, was ich am Anfang als langweilig empfand, letztendlich genau das ist, was Julie Caplins absolute Stärke ausmacht - die genaue, detaillierte Beschreibung, wie etwas aussieht und was passiert (innerhalb und außerhalb einer Person - was einen - wenn man sich das ganze Buch anhört - dann am Ende auch interessanterweise sehr zufriedenstellt.
Vor allem, weil die Liebesgeschichte bald an Fahrt aufnimmt und man merkt, dass die beiden Hauptpersonen sich nicht nur in ihren Interessen ähneln sondern auch in ihren Beziehungsmustern, die von großer Abhängigkeit geprägt sind: Auf der einen Seite Fiona mit ihrer schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter, auf der anderen Seite Gabe mit seiner schwierigen Beziehung zu seiner ehemaligen japanischen Muse.
Was den Titel des Buches betrifft, so hatte ich eine ganz andere Geschichte erwartet. Ich hatte geglaubt, dass sich alles um Tee drehen würde. Das entspannende oder entschleunigende Teetrinken in dem Teeladen, über dem Fiona wohnt, kommt auch vor, und es wird auch der Ablauf einer japanischen Teezeremonie beschrieben. Allerdings ist der Teeladen oder das Thema Tee nicht wirklich Hauptgegenstand des Buches, sondern eigentlich ist der vorgestellte, kleine Teeladen mit dem angrenzenden Zen-Garten nur immer wieder Ausgangspunkt und Anlaufstelle für Fiona. Der Ort, von dem Fiona jeden Tag zu neuen ´Abenteuern´ aufbricht und der Ort, zu dem Fiona wieder von ihren ´Abenteuern´ zurückkehrt, um Ruhe zu finden und sich von den aufregenden-aufwühlenden Ereignissen zu erholen.
Emotionalen Beistand erhält sie dabei von ihren drei liebenswerten Gastgeber-Frauen (drei Generationen: Oma, Tochter, Enkelin), die Gabe Burnett auch sehr genau kennen und ihm - mit ziemlich unbequemen Mitteln - aus einer Krise herausgeholfen haben. Und eigentlich wollen auch alle drei (bzw. vier Frauen), dass er seine Muse endlich zum Teufel jagt und Fiona und er ein Paar werden.
Insgesamt fand ich das Buch informativ, unterhaltend und vor allem gegen Ende äußerst prickelnd (ja, liebestechnisch geht´s da richtig zur Sache) und ganz, ganz am Ende sehr, sehr romantisch. Haaaaaach! Seufz, Stöhn, hihi :) Hut ab vor Julie Caplin!
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